Die Kunst des zweiten Blicks

Eine MIT-Studie, die eigentliche Gefahr und 3 Prompts für kluges KI-Nutzen

Worum geht's? 

Warum 9 Studenten nicht beweisen, dass KI dumm macht.
Und: Wie du trotzdem klug mit KI umgehst.

Mit Midjourney generiert

Dienstagmorgen. Kaffee in der Hand. Mein LinkedIn-Feed explodiert: "MIT beweist: KI macht dumm!" Endlich der Beweis für mein Bauchgefühl. Sofort geliked.

Nur: Wenn’s zu gut klingt, ist meistens was faul.
Ich wollte wissen: Methodik, Limitations, Teilnehmerzahl…

Was ich fand, ließ mich schmunzeln.

Die 9-Studenten-Apokalypse

54 Studenten starteten. Drei Gruppen, drei Schreibsessions. Brain-only, ChatGPT-Nutzer, Google-Gruppe. Danach wurde getauscht. Wer mit KI gestartet war, musste ohne schreiben. 

Zur vierten Session waren noch 18 am Start.

Die finale Analyse basiert auf 9 Studenten, die jetzt ohne KI auskommen mussten. Sie hatten Probleme, selbst zu schreiben. Überraschung.

In den Limitations (die keiner liest) steht: "Cannot generalize", "limited sample size", "specific geographical area".

Übrigens: Die meisten, die diese Studie teilen, haben sie wahrscheinlich nie gelesen. Sondern schnell von ihrer KI zusammenfassen lassen. Tja…

Wie ich die MIT-Studie wirklich gelesen habe

Schritt eins: Überblick verschaffen. Das Ding hat 200 Seiten, also hab ich einen Prompt mit Gemini verwendet, um das Terrain zu erkunden:

You must condense this document without summarizing, without deleting key examples, tone, or causal logic, while maintaining logical flow and emotional resonance. Fidelity to meaning and tone always outweighs brevity.

Statt allgemeiner KI-Summary bekommst du eine Art Super-Editor, der die Essenz bewahrt.

Schritt zwei: Die relevanten Abschnitte selbst lesen. Studiendesign, Prompts, Teilnehmer, Limitationen... Der Teufel steckt immer im Detail.

Was die Studie wirklich zeigt

Ein faszinierendes Detail fand ich dann doch: Die Studenten schrieben wie ChatGPT, ohne es zu merken. Die Textanalyse zeigte typische Formulierungen - ein Effekt unbewusster KI-Prägung.

Das weckt meine eigene Paranoia:
Was, wenn ich unbewusst in ChatGPT-Sprech verfalle? "Let me delve into..." oder “it’s not X, it’s Y” - bitte kneift mich, wenn ich so klinge…

Auch spannend: Weniger "Ownership" über die eigenen Texte.
Kein Wunder. Wer abgibt, delegiert auch die Verantwortung. Im Unternehmenskontext wird das zur heißen Kartoffel: Wer ist verantwortlich für KI-Output?

Deshalb: Sparring, ja. Ersatzhirn, nein.

KI Skill: 5 Power-Prompts für aktives Denken

1. Der Fidelity-Prompt

(siehe oben) Perfekt für lange Texte. Du verstehst die Essenz UND kannst gezielt vertiefen.

You must condense this document without summarizing, without deleting key examples, tone, or causal logic, while maintaining logical flow and emotional resonance. Fidelity to meaning and tone always outweighs brevity.

2. Der "Zerstör meine Logik"-Prompt

Funktioniert wie ein Stresstest für Argumente. Die KI sucht die tragende Säule und zeigt, was passiert, wenn sie wegbricht.

Ich argumentiere: [deine Argumentation].

Finde den schwächsten Punkt in meiner Logikkette und zeige mir, wie mein gesamtes Argument zusammenbricht, wenn dieser Punkt nicht hält.

Dann stelle mir 3 Fragen, die ich beantworten muss, um mein Argument zu retten.

3. Kritisches Sparring

Mein 30-Sekunden-Realitätscheck. Bevor ich mich in eine Idee verliebe.

Ich habe eine Idee: [Idee in 1-2 Sätzen].

Welche Schwächen oder blinden Flecken siehst du?

Lust auf mehr Prompts?
Dann probier mal

  • einen sokratischen Dialog mit deiner KI:
    „Welche Fragen sollte ich mir stellen, bevor ich mir eine Meinung bilde?“

  • einen Perspektiven-Dreiklang:
    Erkläre [dein Thema] wie ein begeisterter Fan, ein skeptischer Kritiker und ein neutraler Außerirdischer, der menschliche Konzepte nicht kennt.”

Die eigentliche Frage

Die MIT-Studie zeigt eins klar: Wer seine Essays an ChatGPT auslagert, verlernt das Schreiben. Wie beim E-Bike - wer nur noch Motor fährt, japst beim ersten Anstieg ohne Akku.

Aber ehrlich: Wir waren alle schon mal da. Teilen Studien über KI-Gefahren und lassen uns gleichzeitig von KI erklären, was sie bedeuten.

Die Prompts oben sind kein Hexenwerk. KI zeigt dir die Richtung, gehen musst du selbst. Sparring-Partner, nicht Ghostwriter.

Wobei - wenn ich meinen Kater so anschaue, sollte das jedem mit funktionierenden Neuronen klar sein.

Mit selbst gedachten Grüßen 

Steffi

PS: Mein Lieblings-Gehirnschutz ohne KI: Morgens 10 Minuten mit der Hand schreiben. Egal was. Hauptsache, die Neuronen feuern erstmal solo.

PPS: Das wahre Problem laut MIT-Studie: Wer KI-Output blind übernimmt, verlernt selbst zu denken. Mein Kater guckte mich an, als wollte er sagen: 'No shit, Sherlock.'