Die vier KI-Welten

Was 2 Wochen Nonstop-KI-Talks mir über unsere Realität gezeigt haben

2 Wochen KI-Talks, 4 verschiedene Welten und ein Insight: KI-Transformation scheitert nicht an der Technik. Plus: Harvard-Studie zu Workslop und Prompt-Tipps für besseres Denken.

2 Wochen. 4 Keynotes, 1 Workshop, ein Hike & Talk, ein Webinar und ein Event an der TUM mit Tech-Leuten von Lovable und ElevenLabs. Alles rund um KI. 

Viel Zeit zum Durchatmen hatte ich nicht. Meine Herzratenvariabilität fiel gleich mal von 57ms auf 20ms. ChatGPTs Rat? Meditation und Atemübungen. 

Danke, digitaler Therapeut.

Diese zwei Wochen haben mich in vier völlig verschiedene KI-Realitäten geschmissen. Vom lokalen Gewerbeverband, wo KI ein Fremdwort ist, bis zu Diskussionen über ASI (Artificial Super Intelligence) und die Zukunft der Menschheit mit Zack Abraham von Lovable.

Die Welten hätten nicht unterschiedlicher sein können. Alle faszinierend - auf ihre eigene Art.

(Ich nehme übrigens seit einigen Monaten viele meiner Gedanken mit dem Handy auf. Die KI Auswertung der Transkripte zeigen mir Muster, die ich im Moment nie sehen würde. Am liebsten dann alles bei NotebookLM hochladen und dann buchstäblich Gespräche mit meinen eigenen Daten führen.)

Aus meinen Gedanken-Notizen kristallisierten sich vier unterschiedliche KI-Welten heraus:

  • Die Überlasteten. 
    Lokale Kleinunternehmen zum Beispiel. Und ja, wenn du in Workflow-Chaos, fehlender Teamkultur und unbezahlten Rechnungen ertrinkst, ist KI verständlicherweise nicht auf dem Radar. Erst muss das Tagesgeschäft laufen, bevor du dir Gedanken über Zukunftstechnologie machst. Völlig nachvollziehbar.

  • Die Eingezwängten. 
    Mitarbeiter in größeren Unternehmen. Du weißt, dass KI existiert, willst sogar experimentieren. Aber gefangen zwischen Tagesgeschäft und "wir sollten innovativ sein". Dazu kommen Datenschutz-Ängste, fehlende Leitplanken, keine Zeit fürs Experimentieren. Du siehst KI als Effizienz-Booster, aber die Strukturen lassen dich nicht ran. Frustrierend.

  • Die Wendigen. 
    Freelancer, kleine Agenturen, Solo-Unternehmer. Sie nutzen KI, weil ihr Überleben davon abhängt. Ihre Rollen werden neu definiert, ob sie wollen oder nicht. Sie surfen die Wellen, entwickeln sich weiter wie Transformers. Viele von ihnen sind Macher mit Leib und Seele. Bewundernswert, aber auch anstrengend.

  • Die Vorreiter. 
    KI-Tech-Szene wie Lovable und ElevenLabs. Sie bauen die Zukunft. Geschwindigkeit ist alles. Lichtjahre voraus. Und manchmal vergessen sie, dass der Rest der Welt noch nicht mal im Raumschiff sitzt.

Das eigentliche Problem

Was in jedem Gespräch auftauchte: Selten ist es die Technik, die versagt. Es ist alles drumherum.

Zeit ist das universelle Problem. KI fühlt sich wie Extraarbeit an, nicht wie Superpower. Menschen vertrauen dem Output nicht, also checken sie alles doppelt. Mehr Arbeit, nicht weniger. Rechtliche Unsicherheit schafft Stillstand. Jeder experimentiert allein.

KI-Transformation scheitert, weil wir denken, alle leben in derselben Welt. Aber in jedem Unternehmen - egal ob klein oder groß - existieren diese vier Welten parallel.

Eine einheitliche "KI-Strategie" greift zu kurz. Die Überlasteten brauchen erstmal Entlastung, bevor sie über KI nachdenken können. Die Eingezwängten brauchen Leitplanken und Zeit. Die Wendigen brauchen Tools und Freiraum. Die Vorreiter brauchen freie Bahn. Lass sie rennen und räum ihnen den Weg frei.

Vielleicht ist die KI-Transformation kein Tech-Problem, sondern ein Empathie-Problem?

Was, wenn wir aufhören würden, KI-Transformation als Tech-Problem zu sehen? Was, wenn es einfach darum geht, Menschen zu verstehen?

Die vier Welten existieren nicht nur bei KI. Sie existieren bei jeder Veränderung. Bei neuen Prozessen. Bei allem.

Menschen leben eben in verschiedenen Realitäten. 

Vielleicht ist KI das beste Tool, das wir je hatten, um Empathie zu lernen.

Prompt Tipps

Dieser Prompt zwingt die KI zur Reflexion statt sofortiger Antwort. Was nach dem "Spaziergang" hängen bleibt, ist meist der Kern, nicht die oberflächlichen Details.

Lies meinen Entwurf. Geh jetzt einen langen, langsamen, imaginären Spaziergang um den Block, umarm einen Baum, atme tief durch. Komm zurück und sag mir das eine Ding, an das du immer noch denkst.

Der zweite macht KI zum Gedankenleser. Sie analysiert nicht nur was da steht, sondern was zwischen den Zeilen steht. Oft sieht sie Muster in meinem Denken, die mir selbst entgehen.

Zeig mir auf, was ich zu sagen versuche, aber nicht wirklich gesagt habe. Und welche Gedankenkette ich scheinbar verfolge. Rate mal und stell mir Fragen, die mir helfen, mein Denken zu klären.
  • LinkedIn-Experiment legt Schwächen von AI-Recruitern offen: Ein Nutzer platzierte versteckte Befehle in seinem Profil, woraufhin das System statt Jobangeboten ein Flan-Rezept lieferte. Das verdeutlicht: Wenn schon ein Lebenslauf Manipulationen auslöst, wie sicher sind dann vertrauliche Unternehmensdaten?

  • Google-Hack für AI-Müde: Einfach "-ai" zur Suche hinzufügen – schon verschwinden die KI-Zusammenfassungen aus den Google-Ergebnissen. Et voilà, zurück zu den guten alten blauen Links!

  • HBR warnt vor "Workslop"-Epidemie: Neue Studie zeigt, dass 41% der Büroarbeiter schon mal AI-generierten "Workslop" ihrer Kollegen, also oberflächlicher KI generierte Inhalte, die zwar poliert aussehen, aber nutzlos ist, überarbeiten mussten, also. Kostet 186 Dollar pro Fall und kann Firmen 9 Millionen jährlich vernichten. Bewusster Umgang mit KI wird immer wichtiger.

Ich freue mich immer auf Feedback von euch. Antwortet gerne auf dies Email. Was mehr, was weniger? Ich bin neugierig.

Und wenn er euch gefallen hat, dann würde es mir sehr helfen, wenn ihr den Newsletter an Freunde und Kollegen weiterempfehlen könntet. Über KI muss einfach noch viel mehr geredet werden, damit es in die richtige Richtung geht.

So, und jetzt entschuldigt mich, ich gehe meditieren, wie ChatGPT vorgeschlagen hat.

Eure Steffi

P.S.: Neuer Retreat-Termin steht: 30.1.-1.2.26. Wer Lust auf spannende KI-Experimente in toller Runde hat: Jetzt auf die Warteliste.

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