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Felt, not faked: Was KI nicht simulieren kann
Über den Coca-Cola-Shitstorm, ein Glaslogo bei Apple und warum ich Stille brauchte.

Mit Nano Banana Pro generiert (schaut euch die Schriftqualität an!)
Hast du die Kontroverse um den neuen Coca-Cola-Weihnachtsspot mitbekommen?
Kurz zum Hintergrund: Coca-Cola hat den ikonischen „Holidays Are Coming" Spot dieses Jahr per KI generieren lassen. Ich bin weder Cola-Trinkerin noch habe ich jemals emotional auf einen Truck mit Lichterketten reagiert. Aber die Reaktionen darauf finde ich hochspannend. Der Spot wird als seelenlos, dystopisch und als billiger Ersatz für menschliche Kreativität bezeichnet. Die Leute haben keine Lust auf diesen glatten, synthetischen „AI-Slop", wenn ihnen „Real Magic" verkauft werden soll.
Das "Wow, schau mal, was KI kann!" zieht nicht mehr. Die Leute wollen wissen: Ist das echt oder nicht?
Der Gegenentwurf: Warum Apple ein Logo aus Glas baut
Fast zur gleichen Zeit macht Apple genau das Gegenteil.
Apple's Creative Agency TBWA veröffentlicht ein neues Intro für Apple TV Originals. Sie hätten das Logo in fünf Minuten am Computer animieren können. Stattdessen: Ein riesiges Glas-Logo, ein Produktionsteam, vermutlich jemand, der sehr nervös war, dass das Ding nicht zerbricht. Und genau das wurde zum viralen Spot.
Wenn wir alles faken können, wird plötzlich interessant, wie etwas tatsächlich entstand. Wie es hinter der Bühne aussieht.
Oder wie es die Agentur auf den Punkt bringt:
„Craft should be felt, not faked.“
Die KI hätte ihn in Sekunden geschrieben, definitiv pünktlich und poliert. Nur wäre er vermutlich wie der Cola-Spot gewesen: Eine Hülle ohne Substanz.
Hinter mir: London, München, Workshops, Panels, Podcasts. Dazwischen nach Innsbruck zum Geburtstag meines Mannes. Familie. Echte Leben. Genau das, was nicht in einen Prompt passt. Zeit zum Nachdenken? Schön wär’s.
Alle reden von Automatisierungen, Effizienz und 100 Agenten-Teams. Aber was ist mit dem, was davor passiert, dem Moment, in dem wir erst mal verstehen müssen, was wir überhaupt machen wollen?
Ich kann Texte automatisieren. Aber ich kann nicht meine Perspektive automatisieren.
Um dir etwas zu schreiben, das man "fühlt und nicht faked", muss ich mich hinsetzen, alles andere ausblenden und mich fragen: Was bewegt mich gerade wirklich? Und was bedeutet das für dich?
Apple brauchte echtes Glas für echte Reflexionen. Ich brauche Ruhe für echte Gedanken. Beides lässt sich nicht simulieren.
Und diese Ruhe habe ich mir erst heute genommen.
Wir optimieren ständig, wie wir schneller produzieren. Aber wer schützt eigentlich die Momente, in denen wir überhaupt erst zum Denken kommen?
Qualität entsteht nicht nur durch bessere Prompts. Sie entsteht vor allem in der Stille dazwischen.
In diesem Sinne: Lieber später und durchdacht als pünktlich und so generisch, dass selbst die KI sich langweilt.
Prompt Tipps
Manchmal hilft ein Blick in eine mögliche Zukunft, um klarer zu sehen, was heute wichtig ist. Mit diesem Prompt kannst du ein KI-Modell bitten, drei Versionen deines zukünftigen Alltags zu entwerfen und daraus ableiten, welche Schritte dich dorthin führen.
Auf Basis all dessen, was du aus unseren bisherigen Gesprächen über mich weißt: Stell dir vor, mein Leben hätte sich bereits weiterentwickelt.
Erstelle drei Momentaufnahmen als erzählte Geschichten eines normalen Tages in meinem Leben – privat und beruflich:
In 5 Jahren
In 10 Jahren
In 20 Jahren
Beschreibe für jeden dieser Zeitpunkte einen typischen Tag. Wie ich meine Zeit verbringe, welche Arbeit ich mache, mit wem ich zu tun habe, wofür ich bekannt bin, worüber ich mir weniger Sorgen mache und was mir wichtiger geworden ist.
Du darfst gern mutige Annahmen treffen. Nutze, was du über meine Denkweise, meine Werte, meine Muster und meine Art zu entscheiden weißt.
Wenn du fertig bist:
Erkläre deine Herangehensweise. Zeige, welche Muster in meinem jetzigen Verhalten und meinen Entscheidungen dich zu dieser Version meiner Zukunft geführt haben.
Frag mich, welche Teile sich für mich nicht passend anfühlen oder wo dir eventuell Informationen fehlen.
Hilf mir dann, die Zukunft zu formen, die ich wirklich möchte. Leite anschließend rückwärts ab, welche Gewohnheiten, Schritte und Entscheidungen ich heute ändern müsste, um dorthin zu kommen.
Das Ziel ist, mir zu zeigen, wohin mein aktueller Weg führt – und wie ich ihn bewusst neu gestalten kann.
Rabbit Hole Links
KI macht uns dümmer und wir wissen es: amüsantes, aber auch nachdenklich machendes Video, bei dem Studenten zugeben: "Es macht mich dümmer, aber ich höre trotzdem nicht auf." Von Hausaufgaben über Dating-Texte bis zur Kaffeebar-Suche, ChatGPT & Co. übernehmen selbst die Jobs, die normalerweise unsere Augen erledigen. Wird kognitiver Verfall der Preis für unsere Bequemlichkeit?
KI-Zeitreise ins Mittelalter: Was würde KI vor 1500 ändern, wenn sie nur eine Sache verändern dürfte – und nichts Offensichtliches? Ethan Mollick stellte GPT-5, Claude, Gemini und Kimi diese Frage. Die Antworten zeigen, wie unterschiedlich die Modelle strategisch denken und welche historischen Wendepunkte sie als entscheidend einstufen. Spannend, wie verschieden KI-Systeme Prioritäten setzen – oder verstehen sie "nicht offensichtlich" einfach unterschiedlich?
Hier der Prompt zum selber ausprobieren:
"I can travel back in time to any time before 1500 and change only one thing, what is the single thing you would change, nothing obvious."UX-Designer aufgepasst: Die sieben Todsünden der KI lassen eure Kernkompetenzen verkümmern, warnt Tanner Kohler vom Nielsen Norman Institute. Von ausgelagertem Denken bis zur defensiven Haltung, der Druck nach Effizienz und die verführerische Einfachheit von Instant-Ergebnissen schwächen unsere UX-Skills. Wann verstärkt KI unsere Arbeit und wann ersetzt sie das kritische Denken, das gutes Design ausmacht?
Und weil es mal wieder gefühlt 1000 KI Updates gab, wie z.B. Nano Banana Pro, hier noch ein paar wunderbar absurde Flowcharts für euch (Achtung, Rabbit Hole!). Die KI baut nicht nur einen kohärenten roten Faden durch den Wahnsinn, der Text ist lesbar UND teilweise sogar witzig.

Erstellt mit Nano Banana Pro
Insanely Human Podcast
Diesmal im Gespräch: Lena Wittneben über KI-Content, der sich wie Plastikblumen anfühlt, die Wenn-Dann-Falle und warum unsere Menschlichkeit gerade wegen der KI wichtiger wird.
Zu hören bei Spotify und Apple Podcast
Lust auf KI-Praxis mit Reflexionszeit?
Die Ruhe zum Denken ist das eine. Aber dann auch konkret werden: KI-Agenten bauen, Use Cases entwickeln, Anwendungen ausprobieren. Beim AI & Future Skills Retreat gibt's beides. Plus die Dinge, die den Kopf wieder freimachen: Eisbaden, Wandern, Breathwork.
Genau die Balance, die ich diese Woche gebraucht hätte.
30.01.–01.02. (2 Plätze)
08.–10.02. für Coaches & Trainer (noch wenige Plätze)
Weitere Termine 2026 in Planung.
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Beste Grüße,
Eure Steffi
PS: Apropos "Echt sein": Falls du auf einem Event jemanden in einem selbst designten „Insanely Human“ Pullover siehst, das bin wahrscheinlich ich. Sag Hallo!
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