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Wenn Design auf KI trifft
Was passiert, wenn KI unser Handwerk herausfordert.
Wir Designer sind trainiert zu iterieren. In Figma schieben wir Pixel hin und her. Verfeinern. Optimieren. Das ist unser Handwerk.
Aber was, wenn genau diese Herangehensweise bei KI zu schlechteren Ergebnissen führt?
Jens Rusitschka hat mir in der neuen Folge von "Insanely Human" gezeigt, wie er wirklich mit KI arbeitet. Kein LinkedIn-Hype. Konkrete UX-Workflows, die mich zum Umdenken gebracht haben.
Der "Strong First Prompt" - Warum Iteration schadet
Jens macht etwas Radikales: Er iteriert nicht im gleichen Chat.
Stattdessen schreibt er so lange am ersten Prompt, bis der sauber steht. Passt das Ergebnis nicht? Neuer Chat, neuer Prompt.
Seine Logik: Wenn du endlos in einem Chat herumiterierst, vermischst du fehlerhafte Antworten mit deinem sauberen Kontext. Die KI baut auf ihren eigenen Fehlern auf. Der Chat wird zur Schlammlawine.
Das fordert alles heraus, was wir gelernt haben. Aber es funktioniert. Ich finde den Ansatz spannend, weil es eine neue Denke dafür braucht.
KI als neues Material
Jens brachte einen schönen Vergleich: Designer müssen KI verstehen lernen wie ein neues Material. Wie das Eames-Ehepaar Holz manipulieren lernte für die industrielle Möbelproduktion. Die beiden haben gelernt, mit einem Material umzugehen, das sich erst nicht formen ließ. Dann fanden sie Wege, es zu biegen. Und daraus ist ein eigener Stil entstanden.
Wir sprechen oft über Tools. Figma, Photoshop, Chatti (ChatGPT). Aber eigentlich formen wir Material. Bisher waren es Strukturen wie HTML und CSS. Jetzt ist es KI.
Das bedeutet: Wir müssen nicht an alten Prozessen festhalten. Statt in Figma erst alles hochglanzfertig zu denken, können wir Kontext direkt als einfache Textdateien mit der KI aufbauen, zum Beispiel als Markdown (eine Textdatei, die sich mit #, * und - leicht strukturieren lässt).
Personas, Style Guides, Designrichtlinien: Das kann Schritt für Schritt gemeinsam mit der KI entstehen.
Am Ende ist eine Markdown-Datei nichts anderes als eine moderne Confluence-Seite. Die Form ändert sich. Das Denken dahinter bleibt.
Das Paradox: Alles wird schneller, außer das Wichtige
Wir können mit den heutigen Tools in wenigen Stunden volldynamische Prototypen mit echter Datenbankanbindung bauen. Früher: eine Woche.
Gleichzeitig bleibt die eigentliche Arbeit dieselbe: Menschen verstehen. Mit ihnen sprechen. Beobachten. Herausfinden, was wirklich gebraucht wird.
Die gesparte Zeit könnten wir ins Verstehen investieren. Stattdessen polieren wir Pixel oder bauen noch komplexere Systeme. Das Gold liegt woanders.
Die Barriere ist im Kopf
Ich habe Jens gestanden, dass ich Angst vor dem Terminal hatte. Diese schwarze Box, in der man kryptische Befehle eingibt. Als würde mein Computer explodieren, wenn ich was Falsches eingebe. Schließlich war meine letzte Terminal Interaktion damals in den ‘80ern…
Dann habe ich angefangen, Screenshots in Chatti zu werfen: "Hilfe, erkläre mir das in einfachen Worten."
Heute baue ich digitale Produkte mit Claude Code. Im Terminal. Ohne Figma. Als absolute Nicht-Techie.
Die Barrieren sind mental, nicht technisch.
Was jetzt?
Hör die Folge. Manche Einsichten versteht man erst im Dialog.
Und dann: Öffne dein Terminal, installiere Claude Code. Lass dir von Claude oder Chatti helfen. Es wird dir die Tür in ein neues Universum öffnen. Verspochen!
Die größte Barriere ist nicht das Können. Es ist die Angst vor dem ersten Schritt.
Prompt Tipps
Manchmal steckt man fest oder merkt, dass die Antwort noch nicht ganz trifft, was man meint. Ein kleiner Zusatz oder eine kurze Rückfrage reicht oft, damit das Modell klarer denkt und der Output besser wird.
Gibt es eine einfachere Variante?
Sind wirklich alle Edge Cases bedacht?
Wenn man weiß, worum es geht, aber die Worte noch fehlen, kann das Modell helfen, den Faden sichtbar zu machen.
Stell dir vor, ich versuche etwas zu erklären, aber ein Teil davon ist noch unausgesprochen.
Mach die Gedankenlinie sichtbar, die du erkennst.
Stelle mir danach ein paar kurze Fragen, damit ich klären kann, wie es weitergeht.
Rabbit Hole Links
Amazon vs. Perplexity: Der E-Commerce-Riese wirft der KI-Suchmaschine Perplexity vor, massenhaft Produktdaten abzugreifen – und droht mit rechtlichen Schritten. Die Ironie: Amazon selbst baut gerade an einer eigenen KI-Shopping-Assistentin. Wer schützt hier eigentlich wen vor wem?
Anti-KI-Marketing als neuer Trend: Während alle auf den AI-Hype aufspringen, machen Polaroid, Heineken und Cadbury's "Make AI Mediocre Again"-Kampagne genau das Gegenteil: sie feiern das Unperfekte und Menschliche. Studien zeigen: KI-generierte Werbung erzeugt Misstrauen, während authentische Inhalte emotional besser funktionieren. Die Revolution 2025: Einfach Mensch bleiben?
KI-Boom in 16 Charts: Timothy B. Lee zeigt in seiner datengetriebenen Analyse, warum die KI-Revolution tatsächlich revolutionär ist - von exponentiell steigenden Rechenkapazitäten bis zu dramatischen Kostensenkungen. Die Charts offenbaren: Was wir erleben, ist kein Hype-Zyklus, sondern eine fundamentale technologische Verschiebung. Aber verstehen wir wirklich, wohin die Reise geht?
Ich wünsche euch viel Spass beim Abtauchen in eure eigenen KI‑Kaninchenlöcher und vergesst nicht, zwischendurch einen Menschen zu umarmen.
Eure Steffi
PS: An alle Coaches unter euch: Vom 8.–10.2. gibt es eine Sonder-Edition unseres AI Retreats nur für Coaches. Ein paar Plätze sind noch frei. Wenn du interessiert bist, melde dich gern. Infos findest du auf der Website.
PPS: Unbedingt meinen Podcast abonnieren! In der nächsten Folge spreche ich mit der wundervollen Lena Wittneben. Wir gehen der Frage nach, wie KI und "Human is the new black" zusammenpassen und warum echte Nähe gerade jetzt wichtiger wird.
PPPS: Der Markt belohnt noch die alten Modelle. Pixelperfekte Mockups. Etablierte Prozesse. Aber während alle im Hamsterrad rennen, könntest du anfangen, anders zu arbeiten.
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